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Abschied von verunglückter UN-Mitarbeiterin Anne-Katrin Feigl

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Sie war der “Sonnenschein im Büro”, heißt es über die UN-Mitarbeiterin Anne-Katrin Feigl. Sie starb beim 737-Absturz in Äthiopien, nun war die Trauerfeier.

Blumenstele an der Absturzstelle der Boeing 737 Max in Äthiopien.

Anne-Katrin Feigl wollte „nur von Addis Abeba nach Nairobi fliegen und kam in der Ewigkeit an“ – so beschreiben die Angehörigen in einer Traueranzeige die Umstände ihres Todes. Die 29-Jährige war eine der fünf deutschen Staatsangehörigen, die bei dem Absturz der Boeing 737 Max in Äthiopien am 10. März ums Leben kamen. Am Samstag war die Trauerfeier für sie in ihrem hessischen Heimatort am Aartalsee. Dort kam eine internationale Trauergemeinde zusammen.

Die Familie der Mitarbeiterin der Internationalen Migrationsorganisation (IOM), einer UN-Organisation, waren kurz nach dem Unglück in den Sudan eingeladen worden, um sich vor Ort ein Bild vom Leben und Alltag ihrer Tochter beziehungsweise Schwester machen zu können.


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Anne-Katrin Feigl hatte seit Herbst 2017 in der dortigen IOM-Mission als Junior Professional Officer gearbeitet und wollte in dieser Rolle an einem Training in Nairobi teilnehmen. Weil sie beruflich unterwegs war, als die Maschine verunglückte, wurde Feigl gewissermaßen das deutsche Gesicht der Katastrophe – was in der Boulevardpresse entsprechend ausgeschlachtet wurde.

Ihr Arbeitgeber, die IOM, zitierte in einem Pressestatement Kollegen, die sie als „Sonnenschein im Büro“ bezeichneten. Die Kollegen in der sudanesischen Hauptstadt Khartoum waren es auch, die eine spontane Whatsapp-Gruppe im Gedenken an Anne-Katrin Feigl gründeten. Beinahe 100 Teilnehmer mit Vorwahlen aus 17 Ländern hat die „Remembering Anne <3“-Gruppe inzwischen. Dort werden beispielsweise Bilder von ihr oder etwa eine Spotify-Playlist mit Songs geteilt, die an sie erinnern sollen.

Fliegen gehörte in ihrem Leben dazu. Die aus Mittelhessen stammende Feigl hatte für zahlreiche internationale Organisationen und NGOs gearbeitet: Vor ihrem Posten bei der IOM für den Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) in der ecuadorianischen Stadt Lago Agrio, davor für die deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) oder die lokale NGO St. Andrew’s Refugee Services (StARS) in Kairo.

Es ist ihr Engagement, das den Angehörigen nun offenbar Trost spendet. Sie betonen: Anne hat ihr Lebensziel, Frauen und Kindern in Afrika zu helfen, ganz in den Mittelpunkt gestellt und unermüdlich dafür gearbeitet. Bis zu ihrem Tod. Sie wäre im Juli dieses Jahres 30 Jahre alt geworden.

Kritik an der Berichterstattung über das Unglück

Neben Feigl waren laut „Bild“-Zeitung zudem der evangelische Pastor Norman Tendis (51) und der für die Weltbank tätige Deutsch-Südafrikaner Max Thabiro Edkins (35) an Bord. Weitere Angaben zu den insgesamt fünf Deutschen, die bei dem Unglück starben, macht das Auswärtige Amt mit Rücksicht auf die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen nicht.

In der internationalen Presse gab es nach dem Absturz auch Kritik an der Medienberichterstattung über das Unglück: Die westlichen Medien würden über die zahlreichen aus Afrika stammenden Opfer schweigen, dafür das Leiden der Familien der „Helfer“ überbetonen, konnte man in den Kommentarspalten lesen. Es kamen insgesamt 157 Menschen ums Leben. Neben Feigl waren mehr als 20 weitere UN-Mitarbeiter an Bord der Maschine.

Feigls Engagement – so bilderbuchhaft es klingt – hatte jedoch nie etwas von einer Inszenierung, es war stets aufrichtig. Schon in frühen Studientagen, hat sie fast ihre gesamte Freizeit für soziale Projekte aufgewendet. Die Sommer verbrachte sie damals mit Freiwilligenarbeit, ob in Indien oder Peru.

Nebenbei schloss sie ihr Studium, das sie von den Niederlanden, über Mexiko nach London führte, mit Auszeichnung ab. Dabei verzichtete sie in den sozialen Medien gänzlich auf Selbstinszenierung. Stattdessen teilte sie dort Bilder von ihren Reisen, die sie zwischendurch immer wieder unternahm und für die sie dankbar war, und von Wiedersehen mit Freunden und Bekannten, die sie in der ganzen Welt hatte.

Die Autorin war eine Freundin von Anne-Katrin Feigl, sie haben 2010 bis 2013 gemeinsam an der Universität Groningen in den Niederlanden studiert.

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