Wirtschaft

Wie zuverlässig sind Vergleichsportale?

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Billiger Strom, günstige Flüge, neuer Handy-Tarif – bei der Suche helfen Internet-Vergleichsportale. Doch kann man sich auf die Ergebnisse verlassen?

Verbraucherschützer zweifeln daran, ob Vergleichsportale wie Check24 tatsächlich die versprochene Qualität liefern.

Sie wollen Ihren Stromanbieter wechseln, suchen nach einem günstigen Tarif für Ihr Handy oder nach einem billigen Flug? Für viele Verbraucher ist der Weg klar: Sie rufen ein Vergleichsportal im Internet auf und suchen dort nach den besten Angeboten. Glaubt man TNS Infratest, tun das 72 Prozent der mehr als 56 Millionen deutschen Internetnutzer. Viele haben die Adressen der großen Portale wie Verivox, Check24, Toptarif, Teltarif, Idealo, Kayak, Expedia oder Swoodoo auf ihren Computern als Favoriten gespeichert. Schnell, kostenlos und zuverlässig, so soll die Preisrecherche sein. Doch eine neue Untersuchung von Verbraucherschützern weckt nun Zweifel an der Qualität vieler Portale.

DIE VORWÜRFE

Die „Marktwächter Digitale Welt“ lassen kaum ein gutes Haar an den Dienstleistern. Die Verbraucherschützer hatten im vergangenen Sommer 27 Portale in den Bereichen Strom und Gas, Telekommunikation und Flüge untersucht.

Ihr Fazit: Zwischen den Portalen gibt es große Preisunterschiede. Zudem zweifeln die Verbraucherschützer an der Unabhängigkeit der Dienstleister. Sie kritisieren, dass die Portalbetreiber die Provisionen, die sie von Versicherungen, Versorgern oder Telefonanbietern bekommen, nicht offenlegen. Zudem würden viele Portale zu einer Familie gehören, daher sei es mit der Unabhängigkeit auf dem Markt nicht so weit her, wie es die Anbieter die Verbraucher glauben lassen.

Der vielleicht schlimmste Vorwurf zielt aber direkt auf das Kernversprechen: Die Portale, sagen die Verbraucherschützer, hätten gar nicht immer die besten Preise. Wer günstige Telefon-, DSL- oder Flugtarife suche, sei bei der Telekom, bei Vodafone oder der Lufthansa manchmal besser aufgehoben als bei den Vergleichsportalen. In sieben von 40 Fällen seien die Portalpreise bei Flugangeboten höher als eine Buchung über die Airline-Webseite. Nur im Bereich von Strom und Gas bescheinigen die Verbraucherschützer den Portalen fast durchgängig gute Arbeit.

DIE ANBIETER

Die Anbieter sind entsetzt und fassungslos. Seit mehr als 18 Jahren arbeite man daran, komplexe und undurchsichtige Märkte transparent zu machen, sagt Verivox-Sprecherin Dagmar Ginzel. Provisionszahlungen der Anbieter hätten keinen Einfluss auf das Ranking, zudem habe Verivox dem Bundeskartellamt bereits von sich aus die Höhe der Provisionen mitgeteilt. Die Verflechtungen mit anderen Portalen seien kein Geheimnis, die Rankings innerhalb der Portal-Familie unterschiedlich.

Tatsächlich sieht die Rangfolge beim Strompreisvergleich für Berlin bei Toptarif anders aus als bei der großen Schwester Verivox. „Wir sind sehr erstaunt über diese Studie“, betont Ginzel. Das umso mehr, als Verbraucherschützer in ihren Beratungen oft auf Daten des Heidelberger Portals zurückgreifen. Auch Check24, der andere große Player auf dem Markt, weist die Kritik der Verbraucherschützer entschieden zurück und wirft den Marktwächtern im Gegenzug methodische Fehler vor. Etwa im Bereich DSL und Telefon.

TELEKOMMUNIKATION

Beispiel: Telekom Magenta Zuhause S. Telekom-Kunden können mit diesem Tarif eine Internet- und eine Festnetz-Flat buchen. Die Vergleichsportale bieten diesen Tarif bei einem Zwei-Jahres-Vertrag für einen Monatspreis zwischen 23,91 Euro und 43,38 Euro an, haben die Verbraucherschützer bei ihrer Recherche herausgefunden – dazwischen liegt eine Spanne von 81 Prozent. Glaubt man den Marktwächtern, gibt es den Tarif bei der Telekom direkt für 29,95 Euro im Monat, und damit günstiger als bei bei einigen Internetportalen. Doch die Portalanbieter haben an dieser Rechnung große Zweifel.

Denn die 29,95 Euro, die die Verbraucherschützer bei der Telekom zugrunde legen, gibt es nur für das erste Jahr, bei einem Zwei-Jahres-Vertrag, von dem auch die Verbraucherschützer ausgegangen sind, mussten Kunden im zweiten Jahr 34,95 Euro im Monat bezahlen. Hinzu kam noch eine einmalige Bereitstellungsgebühr für Neukunden von 69,95 Euro, die sich in der Rechnung der Verbraucherschützer nicht findet.

Kirsti Dautzenberg von der Verbraucherzentrale Brandenburg, die bei der Untersuchung mitgearbeitet hat, betont auf Anfrage, man habe alle Portale gleich behandelt und „methodisch sauber“ gearbeitet. Grundlage seien die Preise im vergangenen Sommer gewesen, die sich natürlich zwischenzeitlich geändert haben können. Nach Recherchen der Portalbetreiber hat es die Preiserhöhung für das zweite Jahr sowie die Bereitstellungsgebühr aber schon im vergangenen Sommer gegeben.

RABATTE

Wer Preise vergleicht und nicht nur bei einem Portal nachschaut, kann durchaus sparen. Denn viele der Vergleichsportale geben einen Teil der Provisionen, die sie von den Anbietern bekommen, als Rabatte an die Kunden weiter. Große Dienstleister wie Check24 oder Verivox erhalten zudem von den Unternehmen oft Spezialkonditionen, auch diese können sie als Rabatte an die Kunden weiterreichen.

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Im Energie- und Finanzbereich ist das so, aber auch bei Telekommunikationsangeboten. 160 Euro Cashback zugunsten des Kunden haben bei Check24 den Preis für den Magenta-Zuhause-S-Tarif zuletzt auf 23,91 Euro monatlich gedrückt. Trotz der Provision, die die Anbieter an die Portalbetreiber zahlen, können Kunden bei der Buchung über Internetportale also sehr wohl sparen.

Glaubt man den Verbraucherschützern, sollte man im Telekommunikationsbereich einige Portale mit besonderer Vorsicht genießen. Preis24, Sparhandy, Teltarif und Smartchecker hätten meist deutlich höhere Preise als die Konkurrenz, heißt es in der Untersuchung.

Doch ganz aktuell ist auch das nicht mehr. So hat Teltarif sein Preissystem inzwischen umgestellt. Früher hatte das Portal seinen Preisvergleich ausschließlich auf die nominelle, monatliche Grundgebühr abgestellt und zeitlich begrenzte Neukundenrabatte und Boni nur als Fußnoten angegeben. Ein Vorgehen, das die Stiftung Warentest 2013 beim letzten Test von Stromvergleichsrechnern ausdrücklich gutgeheißen hatte. Das Problem: Wer so arbeitet, kommt auf höhere Preise als die Konkurrenz, die Boni oder Rabatte bei der Grundgebühr gleich in den Zwei-Jahres-Vertrag einberechnet hat. Inzwischen hat sich Teltarif aber dem Branchenusus angepasst.

Dass das Portal dennoch oft höhere Preise als Verivox oder Check24 angibt, liegt daran, dass Teltarif ein reines Vergleichsportal ist und keine Verträge vermittelt. Cashbacks oder Sonderangebote, die die Anbieter speziellen Portalen einräumen, kann Teltarif nicht bieten. Eines kann aber dennoch nicht sein, sagt Sprecher Falko Hansen. „Dass wir oder ein anderes Vergleichsportal teurere Preise als die Anbieter selbst ausweisen, wäre nur erklärbar, wenn die Tester auf Werbepreise hereingefallen sind.“

FLUGPREISE

Nicht nur bei der Telekommunikation, auch bei Flugreisen sehen die Marktwächter die Portale kritisch. Auch hier würden die Preise zwischen den Portalen erheblich variieren. Im Laufe der Buchung kämen zudem immer neue Kosten hinzu, der Endpreis liege daher oft über dem Preis, der als Erstes in der Suchmaske angezeigt wird. Verbraucherzentralen gehen gegen solche Praktiken schon seit Längerem vor, oft betroffen sind hier Flugportale der Unister-Gruppe.

Auch in der neuen Untersuchung sind die Verbraucherschützer fündig geworden und auf extreme Preissprünge bei Fluege.de, Flug.de und Flug24.de gestoßen. Für einen Air-Berlin-Flug von Frankfurt nach London zeigten alle drei Portale zunächst 373,11 Euro an, allerdings nur, wenn man mit einer speziellen Mastercard Gold („fluege.de Mastercard Gold“, „flug.de Mastercard Gold“, „Travel24.com Mastercard Gold“) zahlt. Bei Lastschrift wurden aus den 373 Euro 50 Euro mehr. Bei Visa, American Express oder normaler Mastercard standen am Ende stolze 433,09 Euro.

WAS TUN?

„Nutzen Sie Vergleichsportale“, rät auch Verbraucherschützerin Dautzenberg, „aber verlassen Sie sich nicht nur auf eines“. Vor allem bei Portal-Familien sei es wichtig, mindestens noch einen unabhängigen Konkurrenten zu Rate zu ziehen. Am Ende sollte man die Ergebnisse noch mit der Seite des jeweiligen Anbieters abgleichen, meint Dautzenberg. Viel Arbeit für einen schnellen Check.

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