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TV-Tipp: Die Unsichtbaren

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Der eine taucht unter und fälscht Pässe. Der andere wird von Nazigegnern gerettet und ist bald selbst im Widerstand. In Berlin als Jude den Zweiten Weltkrieg zu überleben, ist fast unmöglich. Einigen ist es gelungen. Ihnen ist der Film «Die Unsichtbaren» gewidmet.

Alice Dwyer (rechts) als Hanni Lévy und Naomi Kraus als Victoria Kolzer. Foto: NDR/Looks-Filmproduktion. Foto:

Es ist ein Film über vier junge Menschen, die die Nazis genauso umbringen wollten wie alle anderen Juden in ganz Europa. Und die es dennoch gegen alle Wahrscheinlichkeit geschafft haben, den Zweiten Weltkrieg zu überleben.

Schon ihre Geschichten sind beeindruckend. Und Regisseur Claus Räfle ist es gelungen, sie in «Die Unsichtbaren – Wir wollen leben» pathos- und kitschfrei, anschaulich und spannend zu erzählen. Und dabei Spielfilmszenen und Interviews mit den vier Holocaust-Überlebenden auch noch gekonnt zu verweben. Das Erste zeigt den ungewöhnlichen und gelungenen Film, der 2017 bereits im Kino zu sehen war und in den USA am 25. Januar auf die Leinwand kommt, am Mittwoch (16. Januar/20.15 Uhr).

Räfle hat zusammen mit Alejandra López auch die Interviews mit den Zeitzeugen geführt und das Drehbuch geschrieben. Im Mittelpunkt der Filmhandlung stehen die Schicksale von vier jungen Juden, die in Berlin untergetaucht waren, Menschen, die versuchten, für ihre Verfolger unsichtbar zu werden: Ruth Gumpel (gespielt von Ruby O. Fee), die sich mit ihrer Familie im Winter 1942/1943 versteckte und später als Hausmädchen bei einem Wehrmachtsoffizier in Berlin-Wilmersdorf unterkam, oder Hanni Lévy, (Alice Dwyer) die erlebte, wie die Gestapo ihre Nachbarn abholte.

Lévy wandte sich hilfesuchend an die Kartenabreißerin im Kino, deren Sohn sie zufällig kennengelernt hatte. «Da hat sie gesagt, Sie kommen zu mir», erzählt sie im Interview. «Und dann fingen wir an, miteinander zu leben, wie Mutter und Tochter.» Die Hilfe dieser Frau hat ihr das Leben gerettet. Mit falscher Identität und blond gefärbten Haaren traute sie sich sogar, am Ku’damm spazieren zu gehen.

Eugen Friede (Aaron Altaras) wurde von Nazi-Gegnern versteckt und war bald selbst Teil einer Widerstandsgruppe, die mit Flugblättern gegen die Nazi-Diktatur kämpfte – trotz aller Risiken. «Ich war überzeugt, dass ich da rauskommen werde», erzählt er. Das Wissen über die mörderischen Pläne der Nazis, sämtliche Juden umzubringen, war bei jungen Menschen, die sich versteckt halten mussten, begrenzt.

«Wenn irgendjemand einen auf der Welt gefragt hätte: Kannst du dir vorstellen, dass Deutsche millionenfach völlig unschuldige Menschen einfach umbringen? Hätte doch jeder gesagt, völlig absurde Idee, völliger Wahnsinn», sagt Friede. Vom Holocaust erfuhr er von einem anderen Mitglied seiner Widerstandsgruppe, das aus einem KZ geflohen war.

Cioma Schönhaus, der von Max Mauff gespielt wird, hatte die rettende Idee, sich bei Zimmervermittlungsbüros als angehender Wehrmachtssoldat auszugeben, der nur vorübergehend in der Stadt sei. So wechselte er häufig seine Bleibe – blieb durch diesen Trick aber vor der Deportation verschont. Und weil er eine Ausbildung als Grafiker angefangen hatte, hatte er das nötige Know-how als Passfälscher. Mit dieser Arbeit rettete er auch vielen anderen Juden das Leben. Aber er war immer wieder kurz davor aufzufliegen und wurde am Schluss auch steckbrieflich gesucht.

NS-Propagandaminister Joseph Goebbels erklärte Berlin im Juni 1943 für «judenrein». Rund 1700 Juden ist es dennoch gelungen, dort abzutauchen und sich bis zum Kriegsende zu verstecken. Die vier Jugendlichen aus «Die Unsichtbaren» sind ganz unterschiedliche, aber sehr eindrucksvolle Beispiele dafür.

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