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Treibhausgas-Werte hoch wie nie: “Zerstörerische und unumkehrbare Folgen”

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Laut WMO sind die Treibhausgas-Werte in der Atmosphäre 2017 auf einen neuen Höchststand gestiegen.


Die Treibhausgas-Werte in der Atmosphäre haben nach Angaben der UN im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht. Die Weltorganisation für Meteorologie warnt, es bleibe kaum Zeit, um gegenzusteuern: “Die Chance, noch einzugreifen, ist fast vertan.”

Die Konzentration der klimaschädlichen Treibhausgase in der Atmosphäre ist nach den Messungen der Klimaforscher so hoch wie nie. "Es gibt keine Anzeichen für eine Umkehrung des Trends, der zu langfristigem Klimawandel, dem Meeresspiegelanstieg, der Versauerung der Meere und mehr extremen Wettersituationen beiträgt", warnte die Weltwetterorganisation (WMO) in ihrem jährlichen Treibhausgas-Bulletin.

"Ohne rapide Verringerungen von CO2 und anderen Treibhausgasen wird der Klimawandel immer stärkere zerstörerische und unumkehrbare Folgen für die Erde haben", warnte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. "Die Chance, noch einzugreifen, ist fast vertan."

Auch Ozonkiller bereitet Sorgen

Rauchender Schornstein eines Schiffes beim Anlassen des Schiffsmotors: CO2 entsteht unter anderem durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas.

Außer dem neuen Rekordniveau des bedeutendsten Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) macht den Forschern auch ein Ozonkiller Sorgen: das längst verbotene Kühlmittel CFC-11 oder Trichlorfluormethan. Es zerstört die Ozonschicht, die das Leben auf der Erde vor Schäden durch aggressives Sonnenlicht schützt und wirkt als Treibhausgas. CFC-11 war im Rahmen des internationalen Ozonabkommens, des Montrealer Protokolls, verboten worden. Sein Anteil in der Atmosphäre sank seit Mitte der 1990er-Jahre zunächst kontinuierlich. Der Rückgang habe sich aber seit 2012 deutlich verlangsamt, was auf neue illegale Produktion des Stoffs hindeute. Die WMO erwähnt nur "Produktion in Ostasien", aber die Umweltschutzorganisation Environmental Investigation Agency (EIA) nannte vor Kurzem die Schaumstoffindustrie Chinas als Sündenbock.

Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre stieg nach Angaben der WMO 2017 von 403,3 ppm (Teilchen pro Million Teilchen) auf 405,5. CO2 entsteht etwa durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas, die Zementproduktion und andere Industrieprozesse. Die CO2-Konzentration lag 46 Prozent höher als in vorindustrieller Zeit, also vor 1750. Seit 1990 sei der Strahlungsantrieb durch langlebige Treibhausgase um 41 Prozent gestiegen, so die WMO. Der Strahlungsantrieb misst die Energiebilanz der Erde und umfasst alle Kräfte, die die Erde erwärmen oder abkühlen. CO2 trug nach WMO-Angaben 66 Prozent dazu bei.

Auch Methan-Konzentration stieg an

Methan entsteht vor allem bei der Rinderhaltung und im Reisanbau.

Methan ist das zweitwichtigste Treibhausgas und trug 17 Prozent bei. Die Methan-Konzentration stieg auf 1859 Teilchen pro Milliarde Teilchen (ppb) und erreichte 257 Prozent des vorindustriellen Niveaus. Es entsteht vor allem bei der Rinderhaltung und im Reisanbau.

"Das letzte Mal, als die Erde ähnlich hohe CO2-Konzentrationen erlebte, war vor drei bis fünf Millionen Jahren", sagte Taalas. "Damals war es zwei bis drei Grad wärmer und der Meeresspiegel lag 10 bis 20 Meter höher als heute." Auf den Zustand vor so langer Zeit können Forscher durch Eisbohrungen in uralte Luftblasen und Analysen von Fossilien schließen. So abrupt wie in den vergangenen 70 Jahren ist die CO2-Konzentration nach Angaben der Forscher noch nie gestiegen. Am Ende der letzten Eiszeit erstreckte sich ein ähnlicher Anstieg über 3000 Jahre.

Seit 1750 ist die Durchschnittstemperatur bereits um rund ein Grad gestiegen. Der Weltklimarat (IPCC) rät dringend, den Anstieg bei 1,5 Grad zu begrenzen, um schwerste Folgen für Millionen Menschen auf der Welt abzuwenden. "Wir sind nicht auf Kurs, das zu schaffen", sagte Taalas Stellvertreterin Elena Manaenkova in Genf. "Wir können 1,5 Grad nur schaffen, wenn die CO2-Emissionen bis 2030 um 45 Prozent unter das Niveau von 2010 gesenkt werden." Vom 2. bis 14 Dezember findet in Katowice in Polen die UN-Klimakonferenz zur Umsetzung des 2015 in Paris beschlossenen Weltklimaabkommens statt.

Eine Tonne CO2 verursacht Umweltschäden von 180 Euro

Absetzer für Abraum am Rand des Braunkohletagebaus Jänschwalde: Laut UBA führte der 2016 in Deutschland erzeugte Braunkohlestrom zu Umweltkosten von 31,2 Milliarden Euro.

Der Ausstoß einer Tonne CO2 verursacht dem Umweltbundesamt (UBA) zufolge Schäden in der Natur von 180 Euro. Umgerechnet auf die Treibhausgas-Emissionen Deutschlands im Jahr 2016 entspreche das Gesamtkosten von rund 164 Milliarden Euro, hatte die Behörde am Dienstag mitgeteilt. Zu viele Treibhausgase, Luftschadstoffe und andere Umweltbelastungen schädigten Gesundheit, zerstörten Ökosysteme und ließen Tiere und Pflanzen aussterben. Dazu kämen wirtschaftliche Einbußen durch Produktionsausfälle, Ernteverluste und Schäden an Gebäuden und Infrastruktur.

"Maßnahmen für den Umwelt- und Klimaschutz sparen uns und kommenden Generationen viele Milliarden Euro durch geringere Umwelt- und Gesundheitsschäden", sagte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger. "Das sollten wir auch bei der Diskussion um Luftreinhaltung oder den Kohleausstieg nicht vergessen."

Das UBA hat seine Empfehlungen zur Ermittlung solcher Schäden aktualisiert und die Umweltkosten neu berechnet. Dazu zählt auch der Betrag, den Menschen bereit wären, für die Vermeidung von Gesundheitsschäden zu bezahlen. Die "Methodenkonvention 3.0" soll helfen, Umweltschäden deutlich zu machen und Kosten des Umweltschutzes gegenüberzustellen.

So verursacht der Umweltbehörde zufolge zum Beispiel eine Kilowattstunde Braunkohlestrom Umweltkosten von durchschnittlich 20,81 Cent. Der 2016 in Deutschland erzeugte Braunkohlestrom führte den Angaben zufolge zu Umweltkosten von 31,2 Milliarden Euro. Eine Kilowattstunde Strom aus Windenergie führe dagegen lediglich zu Umweltschäden von 0,28 Cent. Die Schäden durch Emission einer Tonne Feinstaub im Verkehr beziffert das Amt auf 59.700 Euro, die einer Tonne Stickoxide auf 15.000 Euro. Das macht im Jahr 2016 Umweltschäden von 1,49 Milliarden Euro für Feinstaub und 7,29 Milliarden Euro für Stickoxide.

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