Kultur

Friska Viljor: Tränen beim Konzert in Hamburg

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Es war ein emotionaler Abend im “Uebel und Gefährlich”: Die Indie-Rocker von Friska Viljor feierten ihr Comeback-Konzert nach langer Auszeit. Frontmann Joakim Sveningsson kämpfte mit den Tränen.

Die Band Friska Viljor pausierte lange – in Hamburg feierte die Band um Sänger Joakim Sveningsson nun ihr Comeback (Archivbild)

Es war still geworden um die Band Friska Viljor. Aus privaten Gründen hatten die Indie-Rocker um Joakim Sveningsson eine zweijährige Pause eingelegt. Nun meldeten sich die Schweden beim Tourauftakt in Hamburg eindrucksvoll zurück – mit dem wohl emotionalsten Konzert ihrer Karriere, bei dem auf der Bühne Tränen flossen.

“Die letzten zwei Jahre meines Lebens waren die schlimmsten, die ich je erlebt habe”, hatte Sveningsson im September gesagt, als die Band beim Reeperbahn Festival einen Undercover-Auftritt hingelegt hatten. Als “Shotgun Sisters” standen sie in Hamburg damals auf der Bühne – all zu kreativ war das Pseudonym einst nicht gewählt, schließlich heißt der größte Hit der Schweden “Shotgun Sister”.

Mit schonungsloser Ehrlichkeit berichtete Sveningsson auf der Bühne – und auch später in ausgewählten Interviews – von seiner Lebenskrise, nachdem seine Frau ihn verlassen hatte. Er versuchte den Kummer in Alkohol zu ertränken, sein Leben schien ihm zeitweise zu entgleiten. Seine Band wollte er auflösen, doch sein Nebenmann, Daniel Johansson, konnte ihn vom Gegenteil überzeugen: “Musik spielte keine Rolle mehr. Ich hätte die Band am liebsten aufgelöst. Zum Glück überzeugte Daniel mich, sie bloß ein Jahr auf Eis zu legen. Weil meine Beziehung zerbrochen war, wollte ich, dass alles andere ebenfalls kaputt geht”, sagte er vergangene Woche in einem Interview mit der “Hamburger Morgenpost”.

Das neue Album heißt “Broken”

Sveningssons Liebeskummer ist auf der neuen Platte, die am Freitag erschien und passenderweise “Broken” heißt, nicht zu überhören. Durchgängig dreht sich das Album um seine Trennung mit all ihren Konsequenzen. Je länger die Scheibe dauert, desto mehr findet er den Glauben an die Liebe wieder – es entstand das nachdenklichste Album der Bandgeschichte, das nur bedingt zum Gute-Laune-Indie-Pop-Rock-Mix passt, für den Friska Viljor eigentlich bekannt sind. “Ich hoffe, ihr werdet die Lieder dennoch anhören – als Freunde”, sagte der Leadsänger am Montagabend fast schon entschuldigend auf der Bühne.

Ein wenig trotzig begannen die Schweden ihre Tour im Club “Uebel & Gefährlich”, sangen “Unless You Love me” mit den Zeilen “I am not in love with you / if you are not in love with me / so I want to break up” (auf Deutsch: Ich liebe dich nicht, wenn du mich nicht liebst, also möchte ich mich trennen). Doch dann wurde es emotional. Nach rund 40 Minuten verlor Sveningsson zweimal den Faden, traf auf der Gitarre die falschen Töne, entschuldigte sich dafür beim Publikum. Dann sprach er auf der Bühne über den Schmerz: “Ich sehe meine beiden Kinder nur noch jede zweite Woche. Und jedes Mal, wenn sie da sind, wird mir klar, dass ich sie gerne öfter sehen würde.” Dem Sänger kamen die Tränen, er wandte sich vom Publikum ab.

Das Publikum schweigt – und spendet dann Applaus

In diesem Moment waren es Johansson, der ihn in den Arm nahm, und das Publikum, die den Sänger wieder auffingen. Die Zuschauer im restlos ausverkauften Club reagierten perfekt, indem sie dem 41-Jährigen einige Sekunden Zeit gaben. Für einen Moment lang verbreitete sich eine fast schon gespenstische Stille im Saal, ehe die Zuschauer ihm mit einem warmen, herzlichen, aufmunternden Applaus das gaben, was Sveningsson in diesem Moment brauchte. “Ich wusste, dass es schwierig werden würde, diese Lieder heute hier zu singen”, sagte er – und hatte sich dann wieder gefasst.

Eine ganze Stunde lang standen Friska Viljor anschließend noch auf der Bühne und feierten mit ihren Fans eine rauschende Nacht. Für den Frontsänger war es ein weiterer Schritt in Richtung Normalität, ab sofort tourt die Band durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Als das Konzert zu Ende war, sich die fünf Männer auf der Bühne in den Armen lagen, da konnte man in Sveningssons Gesicht durchaus erkennen, dass er froh ist, wieder auf der Bühne zu stehen. Weshalb er den Auftritt beendete, wie er fast all seine Konzerte beendet: Mit dem größten Hit “Shotgun Sister”. Und der an diesem Abend irgendwie melancholisch-seltsam klingenden letzten Zeile “That we are happy now …”.

Quellen: “Musikexpress” / “Hamburger Morgenpost” 

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