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Die Spezialisten: Alina Levshin möchte auch mal ein Musical machen

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Alina Levshin wird Rechtsmedizinerin, jedenfalls fürs Fernsehen. In der ZDF-Serie «Die Spezialisten» hilft sie bei der Mördersuche. In Krimis hat die vielfach ausgezeichnete Schauspielerin schon oft mitgespielt. Aber immer nur Krimi? Das wäre nichts für sie.

Alina Levshin will alles ausprobieren. Foto: Britta Pedersen

Alina Levshin übernimmt eine neue Rolle in einem TV-Krimi. Das ist vertrautes Terrain für die Schauspielerin. Vom «Tatort» bis zu «Soko Leipzig» war sie schon in vielen Krimis zu sehen.

Angst, deshalb in der Krimi-Schublade zu landen, habe sie eigentlich nicht, sagte die 34-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. «Ich sehe erstmal in jeder Rolle, die ich annehme, eine Herausforderung.» Für die Zukunft kann sie sich aber auch vieles jenseits von Krimi vorstellen: «Klar möchte ich auch ein Musical machen und eine Komödie, ich möchte tanzen, singen, alles Mögliche möchte ich machen. Nur nicht bestimmt hundert Mal fragen ‘Was haben Sie zwischen 12 und 14 Uhr gemacht?’».

Frage: Sie sind in «Die Spezialisten» künftig als Rechtsmedizinerin zu sehen, wie würden Sie die Rolle beschreiben?

Antwort: Ich spiele eine sehr soziopathische Person, die sehr gerne ohne Menschen arbeiten möchte, aber gezwungen ist, in einem Team zu arbeiten und dabei viel über sich selbst lernt.

Frage: Rechtsmediziner im Fernsehen sind oft Einzelgänger mit einem kleinen Hau – haben wir ein schräges Bild von ihnen?

Antwort: Ich kenne nicht viele Rechtsmediziner, aber ich denke, das sind alles Menschen, die ganz unterschiedlich sind. Sie müssen sehr akribisch sein und auch eine gewisse Vorstellungskraft besitzen. Das ist schon eine höchst spannende Arbeit, die einerseits Wissenschaft ist, aber auch eine kreative Seite hat. Ich kann ich mir schon vorstellen, dass sie sich auch zurückziehen, dann rumgrübeln und dabei gerne alleine sind.

Frage: Waren Sie bei der Vorbereitung auf die Rolle mal in der Pathologie?

Antwort: Ich war bei einer echten Obduktion dabei, zusammen mit den Studenten bei einer Einführung, die alle machen müssen. Ich habe ganz viel Respekt davor gehabt. Mein Glück war, dass ich an dem Tag ein bisschen Schnupfen hatte. Wir hatten zuerst einen zweieinhalbstündigen Vortrag, dann sind wir in die Obduktion gegangen. Und da habe ich schon bei den anderen gesehen, okay, das riecht nicht gut, das ist heftig. Ich habe gemerkt, wie mein Gehirn sofort versucht, das Ganze nicht auf die emotionale Ebene zu ziehen. Man hatte mir über die Leiche vorher gesagt, es ist eine ältere Frau, die alleine in ihrem Bett gestorben sei. Es war kein Gewaltverbrechen, aber die Todesursache war unklar. Ich war geschockt, als ich später gehört habe, wie alt sie wirklich ist. Sie war erst Anfang, Mitte 50, aber so sah sie gar nicht aus. Da dachte ich so, wow, jetzt bloß nicht an die eigenen Verwandten denken.

Frage: Es gibt bei ihren bisherigen Rollen einen roten Faden, was Krimis angeht, von «Soko Leipzig» bis zum «Tatort» in Erfurt oder dem «Prag-Krimi». Interessieren Sie Krimirollen mehr als andere?

Antwort: Krimi ist so ein großer Überbegriff in Deutschland für Geschichten, die etwas mit Gewalt, mit einem Rätsel zu tun haben, das man lösen muss. Es gibt inzwischen einfach sehr viele Formate dafür. Aber ich spiele ja nicht jedes Mal eine Kommissarin, es sind ganz verschiedene Rollen.

Frage: Die Sorge, in der Krimi-Schublade zu landen, haben Sie nicht?

Antwort: Eigentlich nicht. Ich sehe erstmal in jeder Rolle, die ich annehme, eine Herausforderung. Aber letztendlich ist man als Schauspielerin schon abhängig davon, was einem vorgeschlagen wird. In Deutschland wollen wir auf Nummer sicher gehen. Wenn etwas schon mal geklappt hat, dann wird es auch noch mal klappen, also werden wir es erst gar nicht mit jemand Neuem ausprobieren. Das ist schade, weil wir uns selbst einschränken.

Frage: Und würden Sie gerne etwas Neues ausprobieren?

Antwort: Natürlich, dafür wurden wir ausgebildet! Schauspieler haben aber gar nicht so viele Freiheiten, zu sagen, so, wir sitzen hier auf dem Sofa und überlegen mal, was wollen wir als Nächstes spielen, Leute? Und dann verkünden wir’s der ganzen Welt und sagen: So, wir wollen jetzt aber was ganz anderes spielen, gebt uns das mal. Klar, möchte ich auch ein Musical machen und eine Komödie, ich möchte tanzen, singen, alles Mögliche möchte ich machen. Nur nicht bestimmt hundert Mal fragen «Was haben Sie zwischen 12 und 14 Uhr gemacht?».

Frage: Wie ist es mit der Figur der Julia Löwe, ist das ein Mensch, der Ihnen sympathisch ist?

Antwort: Am Anfang nicht. Man denkt so, schade, dass sie diese Erfahrung nicht gemacht hat, in einer Gemeinschaft groß zu werden, sie hat eben nur ihre Ziehmutter, sie war eben Einzelkind und war adoptiert. Das sind schon mal keine Supervoraussetzungen dafür, dass sie der Typ Entertainerin wird. Aber es ist interessant, dass sie sich selber ihren Weg sucht, dass sie an Biologie so interessiert ist und an der Natur, an vielen kleinen Dingen. Sie ist leistungsorientiert, effektiv, sehr schnell und auch sehr klug. Aber das Zwischenmenschliche fehlt ihr und sie muss im Erwachsenenleben nun nachholen lernen, was es heißt, Empathie zu empfinden.

Frage: Wäre Julia Löwe ein Mensch, mit dem Sie in einer Wohnung zusammenleben könnten?

Antwort: Gute Frage. Ich glaube, es würde mich sogar reizen, mit so einer Person meine Zeit zu verbringen. Irgendwie würde ich sie wahrscheinlich provozieren, würde ich einfach wissen wollen: Ist die wirklich so? Kann die nicht anders? Muss man die vielleicht nur mal kitzeln, damit da was kommt?

Frage: Gab es beim Dreh Augenblicke, in denen Sie gedacht haben, die Szenen sind jetzt echt unangenehm?

Antwort: Alle Knochen, alles, was wir bei den Obduktionen haben, ist ja nicht echt. Trotzdem sieht es sehr echt aus. Und wir haben da manchmal auch in Formalin eingelegte Körperteile stehen. Wenn man einen Tag erwischt, an dem man morgens noch nicht gefrühstückt hat, denkt man, oh Gott, was mache ich hier? Blut ist bei mir auch so eine Sache. Ich kann es zwar bei jemand anderem sehen, aber sobald ich die Nadel in meine Richtung kommen sehe, leg’ ich mich lieber gleich hin.

Frage: Und müssen Sie in der Rolle auch mal eine Leiche aufschneiden?

Antwort: Nein, nicht wirklich. Die Fälle sind ja oft auch kleine Zeitreisen, da werden von den Leichen manchmal nur noch Knochen gefunden.

Frage: Wie geht es weiter mit Julia Löwe nach Ende der Staffel?

Antwort: Man weiß nie. Man kann alles daraus machen. Sie ist ja nur für eine gewisse Zeit abgeordnet worden aus der Charité, weil sie menschlich nicht so viel drauf hat. Sie hatte da jemandem den Mittelfinger gebrochen, der nicht höflich war zu ihr.

Frage: Also, Sie können einem Gegenüber den Mittelfinger brechen?

Antwort: Die Julia kann das, wenn es sein muss. Aber der Finger war nur angebrochen, das ist nicht schlimm. Das heilt wieder.

ZUR PERSON: Alina Levshin, 1984 in Odessa geboren, hat an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam studiert. Für ihre Rolle in Dominik Grafs TV-Serie «Im Angesicht des Verbrechens» erhielt sie schon 2010 den Deutschen Fernsehpreis. Mehrfach ausgezeichnet wurde sie für die Hauptrolle im Kinofilm «Die Kriegerin» (2011). Im Fernsehen ist sie regelmäßig auch in Serien zu sehen.

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