Politik

Der Präsident als Erlöser, Nostalgiker, Verräter

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Andrés Manuel López Obrador reizt zum Widerspruch. Wer ist der neue Mann an der Staatsspitze Mexikos?

Mexikos Präsident Andres Manuel Lopez Obrador.

Am Samstag hat Mexikos neuer Präsident Andrés Manuel López Obrador sein Amt angetreten, regiert hat er schon die vergangenen sechs Monate. Die scheidende Regierung, verstrickt in Korruptionsskandale, hat dem 64-jährigen Linkspopulisten die Bühne vorzeitig überlassen. Die Zeichen, die er bisher setzte, haben viele enttäuscht, die in ihm mitten im konservativen Rechtsruck Lateinamerikas einen Fackelträger für eine progressive Erneuerung sahen.

Mit einem umstrittenen, von Parteigängern organisierten Plebiszit, hat er den im Bau befindlichen und dringend notwendigen Hauptstadtflughafen gestoppt. Einer von Menschenrechtlern angestrengten, unabhängigen Staatsanwaltschaft erteilte er eine Absage; das Militär soll weiter den Drogenkrieg führen. Seine Parlamentarier wollten Pensionsfonds verstaatlichen und Bankgebühren streichen – was López zwar mit einem Machtwort stoppte, der Währung und der Börse aber Rekordverluste einbrachte. Das Vertrauen der Wirtschaftselite ist damit schon vor dem Amtsantritt zerrüttet.

Vollblutpolitiker aus bescheidenen Verhältnissen

López Obrador ist ein Vollblutpolitiker aus bescheidenen Verhältnissen. Geboren wurde er in einer kinderreichen Familie eines Kramladenbesitzers im südlichen Bundesstaat Tabasco. Unter den Fittichen eines engagierten Lehrers erkannte der Junge in der Politik eine Möglichkeit zum Aufstieg, und schloss sich der Einheitspartei PRI an. Nach seinem Politikstudium arbeitete er in indigenen Landgemeinden und verschaffte sich Respekt, weil er zupackte und mit seiner Familie in einer ähnlich armen Hütte hauste wie die Indigenas.

1988 schloss er sich den linken Rebellen der PRI an, die eine neue Partei der Demokratischen Revolution (PRD) gründeten. Die PRD wurde in den Anfangsjahren brutal verfolgt. Sein misstrauischer Charakter stammt aus dieser Zeit ebenso wie seine Vorliebe für Massenmobilisierungen als politisches Druckmittel.


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Von 2000 bis 2005 war er Hauptstadtbürgermeister. In der Millionenstadt verschaffte er sich mit öffentlichen Bauten und einer Mindestrente für Senioren große Popularität.

Mit Sprüchen wie „ich bin ein Christ; auch Jesus wurde von den Mächtigen verfolgt und gekreuzigt“ reizt der Mann mit dem adrett gescheitelten, schlohweißen Haar zu Widerspruch. Als manichäistischen Messias bezeichnet ihn der konservative Historiker Enrique Krauze. Der linke Soziologe Roger Bartra hält Amlo für einen Nostalgiker, der an die Zeiten des autoritären Staatskapitalismus anknüpft.

Ehemalige Parteigenossen sehen in ihm einen Verräter, der reihenweise korrupte Altpolitiker, fundamentalistische Evangelikale und opportunistische Gewerkschafter um sich geschart habe. Und viele junge Leute fragen sich, wie ein Mann, der nicht reist und diese Tatsache stolz als „Patriotismus“ präsentiert, die Geschicke eines mit der Weltwirtschaft hochgradig vernetzten Landes führen will. Ihnen kann der in zweiter Ehe mit der Journalistin Beatriz Gutiérrez verheiratete, vierfache Vater nun zeigen, wie der versprochene Ausgleich zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und sozialem Fortschritt funktionieren soll.

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